Prostata
Hallo Juliane,
es hat einiges gedauert, bis ich als Hetero ausreichend über meine eigene Prostata wusste, um damit Spass zu haben. Ich stehe nicht auf Männer, die Option schied also aus. Die Bereitschaft sich selbst im Allerwertesten "herumzufuhrwerken", eine entsprechende Sauberkeit zu gewährleisten und dabei mit großer Bereitschaft zu anfänglichen Misserfolgen vorzugehen bedarf schon einiges an Neugier und ist ein andauernder Weg. Welche Frau will ihn mit mir mitgehen?
Ich würde heutzutage das Prostataspiel in zwei sich teils überlappende Bereiche gliedern: Das Spiel als Zärtlichkeitshandlung im eher tantrischen Bereich und teils fliessend übergehende Bereiche, die ich BDSM zuordnen würde. Beides hat nicht zwingend etwas miteinander zu tun, kann sich aber positiv wie negativ gegenseitig beeinflussen:
Unnötige Analdehnung oder Schmerzen oder rein-raus durch die Rosette: Für mich persönlich unnötig und abturnend. All das hat mit der eigentlichen Prostatastimulation nichts zu tun. Andere mögen es anders empfinden, verquicken da m.E. dann aber Dinge miteinander. Ich bleibe also erstmal bei der Prostata.
Prinzipiell ist das Wissen um die Funktion der Prostata so verbreitet oder so nichtverbreitet, wie das Wissen um den G-Punkt und das Squirten. Es sich selber zu erarbeiten ist schwieriger, als es gezeigt zu bekommen. Das Problem:
Die wenigsten Männer werden ausreichend gelenkig sein, um mit der eigenen Hand selber fingertief(mehr ist nicht notwendig) im richtigen Winkel(das ist wichtig) in den Anus reichen zu können, um die Prostata körperlich entspannt(!) stimulieren zu können. Sowas ist verdammt in unbequemer Verrenkungen und Krämpfen zu enden, nicht in multiplen Orgasmen.
Spielzeug oder Partner sind dann gefragt.
Ohne Spielzeug oder erkundungswilligem Partner keine Erfahrung.
Ohne Erfahrung kein Spass, ohne Spass kein Erkundungswille, kein Spielzeugkauf und kein Anreiz, einen Partner miteinzubeziehen. Ein Teufelskreis.
Und der eine oder andere Finger des Partners mag auch etwas kurz sein. Bei mir sind es bei entsprechender Erregung geschätzt 2-4cm^2, über die intern "anale Lust eingeflösst" werden kann, nicht mehr. Sollten Finger tatsächlich zu kurz sein, dann geht das Empfinden gen Null.
> Wie führe ich eine Massage durch?
Die generellen Sicherheitsregeln für den Analbereich beachten!
-- Dazu zählt u.a. kein normales Wasser in den After zu pumpen und zu realisieren, daß einige Darmbereiche keinerlei Schmerz empfinden, bis es zu spät ist. Faustregel: Spitze Fingernägel gehören nicht in den Hintern!
Mut zum mehrfachen Scheitern haben.
-- Was Du heut' nicht kannst b'sorgen, das verschiebe mal auf morgen.
Ausreichend Zeit zum Ausprobieren haben.
-- Eher Stunden, als Minuten. Mit Pausen.
Konstantes Kommunizieren.
-- Nur Mut zum Kichern!
Viel ordentliches Anal-Gleitgel.
-- Keine dummen Versuche mit irgendwelchen ungeeigneten Cremes, etc.
Entspannung, Entspannung, Entspannung.
-- Etwas in den Hintern zu bekommen ist insbesondere für Heteromänner eine Erfahrung, die als ausreichend nicht-hetero empfunden werden kann, um geistige Komplettblockade zu verursachen. Seine eigene Prostata genau wie den eigenen Schwanz als Teil des eigenen männlichen Körpers zu verstehen ist für die meisten Heteros eine Hürde, die sie erstmal selber geistig nehmen müssen.
> Wo liegen die genauen anatomischen Punkte?
Das Problem an solchen "Punktfragen" ist, daß sie nulldimensional sind:
Die Realität hat hingegen Volumen und Zeit.
Das Gewebe der Prostata belegt einen Raum im männlichen Körper, der auf verschiedene Wege stimuliert werden kann. Von außen wie von innen. Und, um es nicht einfacher zu machen, unterschiedlich bis gar nicht reagiert, je nach Erregungszustand.
Für mich persönlich hiess das, daß ich am Anfang - noch nicht wissend, wie genau meine Prostata gut zu stimulieren ist - diverse "Runden" zwischen A) schlaffem Schwanz und etwas im Hintern ohne Erregung und B) nichts im Hintern und steifem Schwanz und erregt ergebnislos rumprobiert habe. Des Rätsels Lösung lag genau dazwischen: Prostataspiel bei anhaltender Erregung = mehr Erregung.
Die Lektion hier ist einfach: Einfach zu wissen wo ist nicht gleichbedeutend mit wann und wie, das wann und wie ist eigentlich entscheidender, denn der Körper zeigt über tolle Empfindungen Mann dann schon, wo genau.
Auch das wie ist absolut entscheidend.
Du weisst, was Edging und Orgasmuskontrolle sind? Orgasmus und Samenerguss sind beim Mann Dinge, die meist gekoppelt vorkommen, jedoch rein anatomisch nicht gekoppelt vorkommen müssen: Ein Samenerguss ohne Orgasmus ist genauso möglich wie ein Orgasmus ohne externen Samenerguss. Auch die Form des Samenergusses kann unterschiedlich sein: Das in Pornos gerngesehene pulsierende Abspritzen... aber auch ein konstanteres "Ausfliessen" wie beim Wasserlassen, durch Lockerlassen eben jener dafür bestimmten Muskeln.
Es hat einige Zeit gedauert bis ich für mich verstanden hatte, daß Vermeidung des pulsierend abspritzenden penilen Orgasmus, also durch Stimulation am Schwanz verursacht, Grundlage für wahnsinnig schön werden könnendes und auch länger anhaltendes Prostataempfinden ist. Ich mich also selber anfänglich erstmal am Rand des Orgasmus aufhalten musste, um Prostatastimulation als erregend zu empfinden. Und zwar als verdammt erregend, so daß es mich oft hat unmittelbar "normal" kommen lassen, ohne daß ich der Prostata da irgendwelche größere Mitwirkung zugesprochen hätte. Sich als Mann kurz vor dem Orgasmus auf die Empfindungen innerhalb des Körpers und nicht auf die Schwanzspitze zu fokussieren und dabei noch kontrolliert genug zu sein diese Empfindung eine zeitlang "zu reiten" und nicht klassisch abzuspritzen bedarf einer Körperkontrolle, die erlernt werden muss. Im Tantra passiert sowas wohl über Atemübungen. In Teilen kann es auch durch BDSM-Praktiken erzwungen werden, den männlichen Körper eben durch Schmerz oder andere prinzipiell eher unangenehme Empfindungen vom Orgasmus abzuhalten. Hodenspiele als kurzes Beispiel: Die Hoden eines Mannes ziehen sich beim normalen Orgasmus nach oben/zusammen. Werden sie durch Gewicht/Abbinden oder Hand unten gehalten, dann wirkt das in gewissem Rahmen orgasmushemmend und kann durchaus Spass machen und mehr Zeit geben, sich auf die Prostatasensation einzulassen.
Prostataspiel zur Vergnügungsbereitung ist m.E. eine Spielvariante, die kategorisch auf's Edging aufsetzt. Was nicht heisst, daß es beim erfahrenen Mann lange dauern muss, bis er kurz vor dem "Analorgasmus" steht. (Abmelken ist eher mechanisch mit dem Fokus nicht auf Lustgewinn).
Prinzipiell sind zwei Vorgehensweisen möglich: A) Mit einem steifen Glied starten und gucken, ob/wielange es bei Prostatamassage noch steif bleibt oder B) mit einem schlaffen Glied mit der Prostatastimulation zu beginnen und zuzusehen, ob/wann es steif wird. Stimulation auch eines schlaffen Schwanzes kann für den Träger als toll empfunden werden. A) ist mental möglicherweise deprimierender als B). Müsste ich ein einfaches Kochrezept schreiben, dann lautete es vielleicht so:
1. Führen Sie gestreckten Zeige- und Mittelfinger des gleitmitteltropfenden Handschuhs einer mit der Handinnenfläche zum Himmel gerichteten Hand in den After des vor Ihnen mit gespreizten Beinen auf dem Rücken liegenden Mannes langsam zwei Fingerknöchel tief bis zum Anschlag ein.
2. Lassen Sie den Mann sich entspannen und an das Gefühl der sich nicht weiter bewegenden Finger gewöhnen.
3. Verwöhnen Sie den Mann oral. Sie haben außerdem eine weitere freie Hand.
Wenn er kurz davor ist zu kommen:
4. Reduzieren Sie die Schwanzstimulation und starten Sie die Prostatastimulation.
5. Wenn der Schwanz schlaff wird weitermachen mit 2.
Varianten gibt es davon viele, Reverse Cowgirl bietet z.B. auch genug Eingriffsmöglichkeit.
Doch nun weisst Du immer noch nicht, was mit Prostatastimulation genau gemeint ist.
Wie das mit Spielzeug auch für Frauen so ist gibt es verschiedene Varianten teil mit Vibrator, teils ohne. Starke Vibratoren empfinde ich nur auf der Außenseite, dem Bereich zwischen Hodensack und Rosette, als erregend. Interne Vibration ist nicht so meins, ich bevorzuge sanfte zyklische Druckausübung. Sanfter Druck. Sanfter, variierender Druck. Nicht hektisches Rubbeln. Sanfter Druck. Schrieb ich bereits, oder?
Aneros Helix ist dafür mein Lieblingsspielzeug, google mal danach.
Prinzip: Sanft drücken, halten und bis zwei zählen, lockerlassen, bis zwei zählen, wiederholen. Die "Komm-Her"-Fingerbewegung wurde ja schon angesprochen:
Mit den Fingerkuppen der eingeführten Hand langsam mit sanftem Druck über die Prostata kraulen. Als würde das "komm her" dem Bauchnabel gelten.
Ich habe für mich festgestellt, daß die meisten "hochdrehenden" Vibratoren für direkte Stimulation meiner Prostata absolut ungeeignet sind. Ich bevorzuge leichten Druck mit einer relativ niedrig Wiederholung, also auf keinen Fall "schnelles Gerubbel". Auf keinen Fall Druck mit Spitzem sondern "flächige" Massage mit Stumpfem wie Fingerkuppen.
Ein Aneros Helix hat keinen Vibrator und ist als starres Spielzeug "selbstbetrieben", durch Kontraktion des Schliessmuskels wird Druck und Position der Spielzeugspitze auf der Prostata variiert. Es gibt dickere Varianten, die ich als weniger angenehm empfinde, besonders angenehm am Helix im Vergleich zu normalen Dildos empfinde ich, daß die Rosette eben nicht unnötig gespreizt wird.
Wie schnell genau oder wieviel Druck genau wird je nach Partner unterscheidlich sein, generell: Zuviel Druck ist möglicherweise gesundheitsgefährlich und wenn die richtige Position gefunden ist, dann wird der Mann potenziell gegenhalten.
> Wie fühlt sich ein Prostata Orgasmus an?
Du kennst das Gefühl, wenn Muskeln ohne deinen Willen zu zucken beginnen und Du weisst, daß Du eigentlich nur noch mit verdrehten Augen Grunzen willst?
Langanhaltender und entleerender als ein normaler Orgasmus.
So, nun ist Dir hoffentlich nicht dein neugieriger Kopf geplatzt. Wenn Du weitere Fragen unter der Gürtellinie hast, frage.
Die Moderatoren UllaKarl_NSPaar haben freundlicherweise kurz den Bereich freigeschaltet, damit ich das hier schreiben konnte. Ich bin nicht authentifiziert, kann also vielleicht nur auf private Mail antworten.
HB